Die Diskussion über die Steuersünder-CD zeigt überdeutlich den moralischen Verfall einer Gesellschaft, die sich über die Jahrzehnte daran gewöhnt hat, dass der Staat sie beraubt. Selbstverständlich ist Steuerhinterziehung kriminell, aber warum fragt niemand nach der moralischen Legitimität der Steuern? In jeder Talkshow kommen die Neosozialisten dann immer mit den Kindergärten und den Straßen, die der Staat finanziert. Der deutsche Staat gibt für Straßenbau und Kindergärten ein Prozent des Bruttoinlandsproduktes aus. Wir aber akzeptieren, dass die Menschen im Laufe ihres Leben zwei Drittel ihres Einkommens über Steuern und Abgaben an den Staat abgeben müssen. Dass die meisten Menschen das nicht wissen, sagt nichts über die moralische Legitimität der Steuern aus, sondern höchstens über die Faulheit der Menschen oder die Unfähigkeit der Medien zur korrekten Information. Hehlerware anzukaufen ist dasselbe, als wenn der Staat einen Kriminellen durch eine Privatperson foltern lässt, anschließend die Informationen verwertet und dem Folterknecht danach eine neue Identität besorgt. Letzteres hat die Bundesregierung beim vorherigen Ankauf gestohlener Daten tatsächlich getan. Korrekt wäre es gewesen, den Dieb zu verhaften und der Schweiz auszuliefern. Stattdessen wird die Schweiz erpresst, unsere unmoralischen Steuergrundsätze auch im eigenen Land anzuwenden. Dass es dafür auch noch Beifall von breiten Teilen der Bevölkerung gibt, macht die Sache nur noch schlimmer.

Oliver Janich